Fr, 07.09.12
Olchon - Zeit zur freien Verfügung: Sie können z.B. wandern, am Strand liegen oder ein Fahrrad mieten. Übernachtung bei Nikita.
(F/M/A)
Gammeltag- erster Tag mit bedecktem Himmel. Ich bin wenig unternehmungslustig und bleibe erst einmal bei unserer Herberge. Manfred versucht mir ein paar Dinge am PC zu zeigen, jedoch mit nicht so viel Erfolg wie erhofft.
Die Gelegenheit zum Wäschewaschen nutze ich noch einmal.
Mit Ludmilla gehe ich in das kleine Heimatmuseum an der Schule, das ich gestern wegen des Stromausfalls auf der ganzen Insel nicht besuchen konnte.
Nach dem Mittagessen mache ich eine kleine Siesta
Postkarten werden geschrieben, denn die sollen morgen in Irkutzk eingeworfen werden.
Astrid holt mich, da sie in Erfahrung gebracht hat wo der Friedhof ist. Den wollte ich auf jeden Fall besuchen. Zum Totenkult in Russland gehört, dass die Verstorbenen am 3. Tag beerdigt werden. Dabei gibt es ein bestimmtes Gebäck auf dem Friedhof und es wird auch Alkohol getrunken, jedoch ohne dabei anzustoßen. Auf dem Grab wird ein Glas mit Wodka gestellt und mit einer Scheibe Brot abgedeckt. Wenn der Wodka nach 40 Tagen verflogen ist, dann ist er mit der Seele gegangen.
Am 9. und 40. Tag nach dem Tod und dann an jedem Jahrestag trifft man sich auf dem Friedhof mit dem Gebäck und Getränk und gedenkt der Toten. Deswegen sind an allen Gräbern auch kleine Tische und Bänke.
Zunächst finden wir den Friedhof nicht. Astrid und Ralf geben auf. Mit Kerstin, die uns begegnet mache ich mich weiter auf die Suche. Bald sind wir auch erfolgreich. Am Ortsrand, fast im Wald gelegen, finden wir einen riesigen Friedhof. Jedes Grab ist eingezäunt, viele sind geschmückt mit ausschließlich bunten Plastikblumen, alle Grabsteine haben ein Foto des Verstorbenen und natürlich die vielen kleinen Bänke und Tische sind auf dem gesamten Friedhof verteilt.
Nach dem Abendessen sitzen wir noch in einer Abschiedsrunde zusammen, denn 3 unserer Mitreisenden verlassen uns morgen - sie haben die Reise nur für 2 Wochen gebucht. In dieser Runde entwickelt sich eine heiße Diskussion über die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse hier in Russland. Unsere Eindrücke und Maßstäbe können wohl für eine Bewertung für die Einheimischen nicht angelegt werden. Ich glaube in den nächsten 10 Jahren wird sich so manches hier in kapitalistischer, marktwirtschaftlicher Richtung entwickeln. Die Probleme mit Umweltschutz und Service müssen für ein aufstrebendes Land bald angegangen werden - offenbar gibt es hierfür nur wenig Bewusstsein.
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